Dra. Andrea Vega
Andrea Vega, Abschlussjahrgang 1991, hat auch Medizin studiert, aber sie wählte einen anderen Weg, der sie schließlich als Augenärztin nach China führte. Sie ging auf die Universität von Guadalajara in Mexiko, da der Titel sowohl in Peru als auch in Deutschland anerkannt werden würde, dann kehrte sie nach Peru für ein Praktikum zurück. Doch sie wollte sich auf Augenheilkunde spezialisieren und entschied sich nach München zu gehen in die Klinik Herzog Carl Theodor, wo sie ihr Studium mit Auszeichnung bestand. Andrea arbeitete als Assistenzarzt in der gleichen Klinik, bis ihr Ehemann eine interessante Arbeit in China antrat und sie nach Shanghai zogen. Andrea arbeitet jetzt als Augenärztin an der renommierten Parkway Health Klinik, einer Privatklinik, in die vor allem Ausländer gehen. Sie erzählt uns von ihrer Erfahrung:
Fiel es Dir schwer, Dich den Gewohnheiten der chinesischen Kultur anzupassen?
Ja! Es war eine große Veränderung für mich als ich in Shanghai ankam. Was den Anpassungsprozess erschwerte, war die Tatsache, dass ich kein Chinesisch sprechen, lesen und verstehen konnte. Ich fühlte mich wie eine Analphabetin! Ein paar Monate später begann ich es zu lernen und das war eine große Hilfe. Jetzt, nach sieben Jahren, kann ich noch nicht schreiben, aber ich kann es verstehen und mich verständlich machen.
Es gibt einige Dinge, die ich von der chinesischen Kultur nicht mag: zum Beispiel die Tatsache, dass sie auf die Straße spucken, in der U-Bahn schubsen und sich nicht entschuldigen oder dass sie lachen obwohl sie etwas falsch gemacht haben (oft tun sie das, weil es ihnen peinlich ist - aber das wusste ich am Anfang nicht), sie sind zum Teil sehr passiv und sind oft nicht bereit Verantwortung zu übernehmen.
Auf der anderen Seite liebe ich das Essen; Shanghai ist eine sehr aktive internationale Stadt und es gibt immer wieder neue Dinge zu entdecken. Die Chinesen sind, im Allgemeinen, sehr freundlich, obwohl es zunächst anders erscheint. Ich bin sehr dankbar, in diesem Land leben zu können, aber auf lange Sicht möchte ich an einem Ort leben, wo ich mich völlig integriert fühle und das ist hier nicht möglich.
Welche Unterschiede beobachtest du in deinem Beruf zwischen Deutschland und China?
Ich arbeite in einer internationalen Klinik und sehe Patienten aus der ganzen Welt. Wenn ich in der Regel einen chinesischen Patienten sehe, hat er einen ausländischen Pass. Die wenigen wirklich einheimischen Patienten, die zu mir kommen, suchen die Meinung eines ausländischen Arztes.
Nach meiner Erfahrung wissen die Patienten, die an lokalen Kliniken behandelt wurden, nicht, welche Krankheit sie haben oder warum sie bestimmte Medikamente einnehmen müssen. Der Arzt in China nimmt sich nicht die Zeit, dem Patienten die Krankheit oder Behandlung zu erklären, was für mich einer der wichtigsten Punkte in meiner Praxis ist. Es ist eine Frage des Respekts gegenüber dem Patienten. Das ist etwas, was ich in Deutschland gelernt habe.
Hast du etwas über die chinesische Medizin gelernt?
Die Tradicional Chinese Medicine (TCM) eignet sich für bestimmte Gebiete wie Gynäkologie und das Skelettsystem. In der Augenheilkunde nicht so sehr.
In Peru verwenden wir viel den Kamillentee, wenn wir etwas am Auge haben. Ist es gut, schlecht oder unwirksam?
Den heißen Kamillentee verwendet man hauptsächlich um Gerstenkörner zu behandeln. Es bildet sich ein "Korn" im Augenlid. Mit der Hitze öffnet sich der Korn und der Inhalt löst sich. Aber Achtung sei angesagt: es gibt Menschen, die allergisch auf Kamillentee reagieren. Wenn wir heißes Wasser anstelle von Kamillentee verwenden, hat es die gleiche Wirkung.
Was kannst du den ehemaligen Schülern empfehlen?
Follow your dream, be open minded, treat everybody the way you want to be treated and be tolerant!