Das vielseitige 3D-Mikrodruckverfahren
Ich schreibe aus der sonnigen Stadt Karlsruhe, im Südwesten Deutschlands, ein Zentrum der Technologie und Wissenschaft. Seit rund sechs Jahren arbeite ich für die Firma Nanoscribe GmbH, die seit 2007 hochpräzise 3D-Drucker für die Mikro- und Nanofabrikation entwickelt und verkauft. Wenn ihr mich über meinen Werdegang fragt, könnte ich ihn Euch in den folgenden Zeilen kurz beschreiben.
Nach dem Abitur wusste ich, dass ich eine technische Berufskarriere in Deutschland machen will, einem Land mit einem starken Fokus auf wissenschaftlicher Entwicklung und mit einer starken technischen Ausrichtung. Glücklicherweise konnte ich, mit Unterstützung der Andreas-Schultze-Rohnhof-Stiftung, mein Physikstudium an der Universität Würzburg beginnen. Hiermit möchte ich mich bei meinen Lehrern und der Familie Schultze-Rohnhof für diese wertvolle Initiative bedanken. Diese Auszeichnung war eine große Unterstützung, die es mir ermöglichte, mich auch in den kritischsten Momenten auf mein Studium zu konzentrieren. Es war am Anfang nicht leicht, mich einem fremden Land anzupassen, das ganz andere Sitten hat und zusätzlich so weit weg von meiner Familie und peruanischen Freunden zu leben. Die Universität war sehr anspruchsvoll, sowohl in den theoretischen Fächern während der Vorlesungen als auch in den Laborpraktika während der vorlesungsfreien Zeit. Manchmal fragte ich mich, ob es der richtige Weg für mich ist. Doch die Anstrengungen waren es wert. Ich war in der glücklichen Lage die Möglichkeit zu haben, in Laboren zu arbeiten, die mit der neuesten Technologie ausgestattet waren. Ich konnte während meiner Diplomarbeit ein spannendes und aktuelles Thema, genauer gesagt das Material Graphen untersuchen, was außergewöhnliche Eigenschaften hat. Graphen ist eine atomdicke Schicht von Kohlenstoffatomen, eine sehr dünne Graphitschicht. Es ist bekannt als zweidimensionales Material, sehr flexibel, beständig und sowohl elektrisch als auch thermisch leitfähig. Ich arbeitete ein Jahr lang im Labor und stellte experimentell dünne Graphenfilme her und analysierte ihre elektronischen Eigenschaften.
Nach meinem Physikstudium wollte ich mein technisches Wissen und meine wissenschaftliche Erfahrung mit einer kommunikativen Seite verbinden und den Menschen näher stehen. Ich entschied mich für einen beruflichen Weg in der Industrie und bewarb mich bei verschiedenen Firmen. So lernte ich die Firma Nanoscribe kennen, damals ein Start-up-Unternehmen aus dem Karlsruher Institut für Technologie, kurz KIT, ehemals Universität Karlsruhe, die älteste technische Hochschule Deutschlands. Schnell faszinierten mich der innovative Ansatz von Nanoscribe im Bereich des 3D-Mikrodrucks und die globale Reichweite der Lösungen zur Miniaturisierung von Bauteilen.
Das vielseitige 3D-Mikrodruckverfahren basiert auf der Zwei-Photonen-Polymerisation. Diese Technik benutzt einen Laser, der fokussiert einen Fotolack belichtet und diesen nach einem CAD-Modell (computer-aided design) oder computergestützten Design verfestigt. Der Laserstrahl härtet hochpräzise Strukturen in dem Fotolack mit Details aus, die sogar kleiner als ein Mikrometer sind, also ein Millionstel Meter. Der 3D-Mikrodruck revolutioniert die Herstellung von hochauflösenden Strukturen. Diese ermöglichen neuartige Anwendungen in vielen verschiedenen Bereichen, wie zum Beispiel für Mikro-Optiken, Zellgerüste für die regenerative Medizin oder 3D Mikroroboter, die potenziell für minimal-invasive chirurgische Eingriffe geeignet sein könnten. Innerhalb dieser Firma begann ich als Sales Manager zu arbeiten und bereiste einige Jahre in viele Länder wie Australien, Mexiko, Finnland und Indien. Dabei halfen mir auch die Fremdsprachen-Kenntnisse, die ich während der Schule erworben hatte. Hauptsächlich auf Englisch erläuterte ich die Prozesse und die Verwendung der erklärungsbedürftigen 3D-Drucker für Nano- und Mikrostrukturen. Diese Aufgabe ermöglichte es mir, den Kontakt zu Fachleuten aus verschiedenen Berufen und verschiedenen Kulturen zu pflegen, was sowohl beruflich als auch privat meinen Horizont erweiterte.
Derzeit bin ich Product Marketing Specialist im selben Unternehmen und meine Arbeit konzentriert sich nun auf die Erstellung von technischen für die Marketing Kommunikation. Ich bereite u.a. Online-Inhalte, Druckschriften, Fachartikel und Pressemitteilungen über Mikrofabrikation und ihrer vielfältigen Anwendungen vor.. Die Arbeit macht mir Spaß, weil ich Einblicke in die Frühentwicklungen künftiger technischer Instrumente aus nächster Hand bekomme. Darüber hinaus habe ich die Möglichkeit in einem schnellwachsenden Unternehmen meine Ideen einzubringen.
Die Wissenschaft bereitet uns weiterhin viele Fortschritte, die unser Leben in verschiedenen Bereichen wie im Gesundheitswesen, in Kommunikation und Industrie verändern werden. Ich hoffe, einen Teil dieser Entwicklung ebenfalls mitzugestalten und zum Ideenaustausch beizutragen, auch wenn es sich dabei um einen mikroskopisch kleinen Beitrag handelt.
Norma Sofía Rodríguez Lastra, Abschlussjahrgang 2001