Ana Gamarra Bernal
Ana Gamarra Bernal, ehemalige Schülerin des Abgangsjahres 1982, arbeitet als Dolmetscherin in Deutschland. In dieser Funktion übersetzte sie beim Champions-League-Halbfinale des BVB gegen Real Madrid im Dortmunder Stadion. Sofort wollten wir von ihr Näheres erfahren.
Ana war unsere Schülerin von der 1. bis zur 9. Klasse. In diesem Zeitraum führte die Schule den Namen ESEP Middendorf, an der Anaursprünglich Sprachen lernen wollte, sich doch letztendlich für den kaufmännischen Zweig entschied. Sie absolvierte das Studium in 4 Jahren und fing bei der Firma Bayer Químicas an zu arbeiten.
„Nach meinem zweiten Arbeitsjahr, gab mir Bayer die Möglichkeit, für sechs Wochen in der Muttergesellschaft in Leverkusen zu arbeiten. Nach der zweiten Woche in Deutschland bot man mir eine zweijährige Arbeitsstelle in der Marketingabteilung an. Ich sagte sofort zu und blieb 16 Jahre dort. Es war eine faszinierende Zeit für meinen beruflichen Werdegang.
Aus persönlichen Gründen (Umzug und die Geburt meines Sohnes) kündigte ich bei Bayer und widmete mich meiner Familie.
Dennoch führte mich das Schicksal zur Übersetzung, obwohl ich keine ausgebildete Übersetzerin bin. Das hat sich folgendermaßen ergeben: ich wurde gefragt, ob ich an einem Essen teilnehmen könnte, welches der Fussballclub Bayer 04 Leverkusen im Hinblick auf das Spiel der Champions League gegen Real Madrid CF im März 1998 organisierte. Es überraschte mich, am selben Tisch mit den Präsidenten der beiden Vereine zu sitzen. Auf meiner Tischkarte stand "Ana Gamarra - Dolmetscherin". Ich muss zugeben, dass mein Herz plötzlich „still stand“. So wurde ich ins kalte Wasser geworfen, in dem mir nichts Anderes übrig als zu schwimmen oder zu ertrinken. Ich bin wohl gut geschwommen, denn so fing alles an. Die interessanteste und wichtigste Übersetzung war die vom Spiel BVB Dortmund und Real Madrid CF. Das internationale Interesse an diesem Spiel war sehr gross und ich war mitten drin mit Journalisten aus der ganzen Welt, Kameras und Mikrofone – live – na ja, du kannst es dir vorstellen!“
Magst du überhaupt Fussball? Fällt es dir schwer, die Emotionen bei einer Live-Übersetzung zu trennen?
„Seit 1998 arbeite ich jetzt bei internationalen Spielen für verschiedene Vereine wie Bayer Leverkusen 04, Werder Bremen, VfB Stuttgart, Hannover 96, BVB Dortmund, usw. Ich war auch im Stadion Santiago Bernabeu in Madrid, Camp Nou in Barcelona und in La Coruña. Ich wuchs in einer Fussballfan-Familie auf. Mein Vater liebt Fussball über alles und meine beiden älteren Brüder auch. In Lima fand ich die Spiele nicht so spannend, aber bei diesen internationalen Spielen bin ich auch auf dem Geschmack gekommen.
Es ist nicht schwierig, die Emotionen bei einer Übersetzung beiseite zu lassen. In dem Moment, bin ich die Stimme des Trainers oder des Spielers. Aber während des Spieles sind die Emotionen groß.
Als ich klein war, sprach mein Vater in Lima immer über Alfredo Di Stefano (für diejenigen, die nicht viel über Fussball wissen: ein Argentinier, der heute über 80 Jahre alt ist und der ein sehr guter Spieler bei Real Madrid CF war und heute Ehrenpräsident dieses Vereins ist). Eines Tages, bei einem Essen in Madrid, saß ich neben diesem Alfredo Di Stefano. Und klar, ich erzählte ihm, dass mein Vater (auch schon über 80) einer seiner grössten Fans war. Er bedankte sich bei mir, fragte nach dem Namen meines Vaters und schrieb ihm eine liebevolle Notiz auf die Speisekarte und sagte mir: „Herzliche Grüsse an deinen Vater“. Als ich meinem Vater dieses Geschenk überreichte, glänzten seine Augen und seine Freude – DAS SIND GEFÜHLE! – wie im Marketing beschrieben - PRICELESS!”
Möchtest Du noch etwas Besonderes in Deiner Berufslaufbahn erreichen?
Ich möchte weiterhin auf diesem Niveau übersetzen; es macht mir sehr viel Spass. Und, obwohl es nicht mein Lieblingsverein ist, würde ich gerne eine Übersetzung für Bayern München machen, da es der renommierteste Verein Deutschlands ist.
Ich bin ein Fan von Bayer 04 Leverkusen, obwohl sie noch keine Champions-League gewonnen haben, aber da fing dieser schöne Teil meines Lebens an.